Das europäische Festland hat uns wieder. Tagwache war in Keflavík um 02:45, anschliessend zum Flughafen und dann warten. Mit 45 Minuten Verspätung hob der Flieger dann ab. Trotz garstigen Windverhältnissen war der Flug sehr ruhig und die XXL Sitze haben nochmals für gute Beinfreiheit gesorgt.
Wir hatten wohl wieder guten Rückenwind, denn wir erreichten Frankfurt 15 Minuten zu früh. Nach der Kälte in Island und der Frische an der Pazifikküste wurden wir in Frankfurt mit guter Wärme und schönem Wetter empfangen.
In ein paar Stunden werden wir wieder in Heimberg und Allschwil sein. Wir haben eine tolle, schöne, interessante und lange Reise gehabt. Es hat uns beiden sehr gut gefallen!
Nach bekömmlicher Verpflegung in der Air France Lounge, in weiser Voraussicht auf das Schmalhansprogramm bei WOW Airlines, konnten wir rasch an Bord gehen und unsere XL-Sitzplätze einnehmen. Der Flug verlief zwar grösstenteils ruhig, doch war trotzdem kaum an Schlaf zu denken.
Im Flughafen von Keflavik angekommen mussten wir feststellen, dass man nur per Taxi in das Hotel Bergen gelangen kann. Dieses wurde vor circa einem Jahr renoviert und erstrahlt jetzt in sehr nüchterner Eleganz.
Den Nachmittag nutzten wir für einen Ausflug in die Hauptstadt Reykjavik – bei inseltypisch garstigen Wetter und Temperaturen im einstelligen Bereich. Was auffällt hier ist die grosse Zahl an Touristen, darunter zahlreiche Inder, die wohl das Nordatlantikwetter gerne gegen die schwüle Monsunhitze eintauschen. Dass es für ein Städtchen dieser Grösse verhältnismässig viele Restaurants und Kneipen gibt, entspricht der touristischen Attraktion. Schliesslich fällt auch das deutlich angehobene Preisniveau auf, sei es für Essen und Trinken, Unterkunft oder Transport. Ganz speziell ist die 1986 eröffnete Hallgrimskirkja – sehr karg und protestantisch. Sie dürfte den spröden Charme der Insulaner gut widerspiegeln.
Da unsere Erholungs- und Verpflegungswünsche heute nicht miteinander übereinstimmen, werde ich mich jetzt zum Fischrestaurant auf der anderen Seite der Bucht aufmachen, während Christoph einen Abend zur freien Verfügung hat.
Gestern Abend haben wir zwei ältere Herren noch im Altherrenrestaurant „Sam‘s Grill and Seafood“ vorzüglich gespeist. Der Service war gut, mit einer staubig eleganten Note und das Fischlein war hervorragend zubereitet.
Heute früh – also es war schon nach acht, als wir aufstanden… – war nach Croissant und Cappuccino Packen angesagt. Dann ging es gemütlich durch den Finanzdistrikt, der von eindrücklicher Grösse ist, zum Fährhafen und dann den Piers entlang bis wir die Schweizer Präsenz entdeckten. Der Weg war sehr gepflegt und hat einige neue Blicke auf San Francisco eröffnet.
So als Abschlusshighlight besuchten wir noch Telegraph Hill. Der Aufstieg über die Treppen war etwas schweisstreibend aber auch wunderschön. Üppige Gärten mit Kolibris und schönen Häusern zierten den Aufstieg. Die Turmbesteigung ganz oben war eine Abzocke, die Aussicht über Stadt und Bay aber auch spektakulär.
Nach einer Pause beim Chinesen ging es zurück zum Hotel. Taschen holen und Zug zum Flughafen folgten und nun sitzen wir in der Air France Lounge – die Priority Pässe wurden anstandslos akzeptiert – und geniessen Häppchen im Baguette und den einen oder anderen Tropfen. In knapp zwei Stunden sind wir in der Luft nach Island.
Unseren letzten Tag in San Francisco begannen wir mit gutem Cappuccino und noch etwas optimierbaren Gipfeli. Anschliessend schlenderten wir durch zentrumsnahe Viertel, die wir noch nicht gesehen hatten, unter anderem die Buena Yerba Gardens, die aber nichts mit Marihuana zu tun haben; gekifft wird allerdings reichlich hier. Auch etwas Shopping stand auf dem Programm.
Mit dem nahen Ende unserer Reise kommt auch das Ende meines Ferienbarts. Aus einem Spontanbesuch in einem Barber Salon gestern wurde nichts, weshalb ich dort heute einen Termin erhielt. Der zuständige Souschef eröffnete mir dann aber, sie könnten meinen Bart nur ganz kurz mit der Tondeuse trimmen, eine Nassrasur liege nicht drin (we don‘t do that). Mangels Alternative willigte ich in diese Variante ein – das ist ja zumindest mal ein Ansatz. Den Job erledigte dann eine junge, freundliche Dame, die das „super easy“ fand. Morgen werde ich also noch etwas nachbessern müssen.
Um Mittag machten wir uns auf den Weg zum Golden Gate Park, gestärkt durch eine erstaunlich schmackhafte Pizza al taglio. Dabei kamen wir durch Stadtviertel, in denen sich Clochards, Gammler und wirklich arg Verwahrloste (das wär was für die KESB!) konzentrierten. Die Polizei war ebenfalls sehr gut vertreten. Später, in den Hügelzonen, kam man wieder an recht schmucken Häusern vorbei, die in einem für San Francisco typischen Stil gebaut sind. Den Park erreichten wir dann nach circa 7 km Stadtwanderung. Nach einem erfrischenden Bierchen brachte uns die Strassenbahn zurück ins Zentrum. Und das alles bei erstaunlich sonnigem, für diese Gegend untypischem Wetter.
Heute lief einiges im organisatorischen Bereich.
Auto abgeben: erfolgreich und ohne Probleme
Per Zug in die Stadt: super einfach, schnell, günstig und bequem
Besuch im Appleshop: Mein Handy war kaputt, Batterie gemäß Applespezialist kurz vor dem explodieren… sehr erfolgreich – habe neues Handy gratis erhalten. Das Prozedere mit Backup und Restore dauerte aber zwei Stunden
Bartschnitt: geplant und gebucht für morgen – vorher ist einmal gezeigt; nachher zeigen wir morgen.
Nach diesem Programm war dann etwa 14:00, als wir im Hotel eincheckten. Das Zimmer ist klein und teuer – wie alles in San Francisco – es befindet sich aber in hervorragender Lage.
Via Chinatown – hier gibt es sogar Schneepilze zu kaufen – und Russian Hill sind wir über die steilen Hügel zur Fishermen Wharf gewandert. Unterstützt hat uns dabei ein blauer Himmel, der so eigentlich nicht prophezeit war. Nach einem guten Bier und dem Blick auf Alcatraz sind wir dann überteuert mit dem Cable Car zurückgefahren.
Heute war unser letzter Autotag; morgen geben wir unseren Nissan Murano wieder ab. Er hat uns bis auf eine Reifenpanne zu Beginn unserer Reise auf gut 7000 Meilen stets gute Dienste erwiesen, wenn er auch punkto Ästhetik noch Raum nach oben hat.
Den heutigen Tag begannen wir bei kühlen Temperaturen, dichtem Hochnebel und leichtem Nieselregen – das typische Klima hier an der Küste – in einem etwas heruntergekommenen Waschsalon, um uns für die Reise nach Europa zu rüsten. Auch die Kunden dort gehörten nicht zu den Privilegierten dieser Erde, so wie es hier überhaupt in einigen Gegenden Zeichen von Verwahrlosung gibt, wie man sie so bei uns kaum kennt.
Danach steuerten wir den rund 80 Meilen entfernten Pinnacle National Park an. Nach rund 20 Meilen landeinwärts lichtete sich der Nebel und schon bald genossen wir eine Sonnenscheinfahrt durch Weidland, da und dort unterbrochen von Erdbeer- und anderen Feldern. Auch Rebberge gibt es im San Benito Valley, einer uns bis anhin unbekannten Appellation. Unser Nationalparkpass für 80$ war wirklich gut investiert; leider waren die State Parks nicht inbegriffen und teilweise überteuert.
Die schroffe Felslandschaft mit den zinnenartigen Spitzen ist ein reizvolles Wandergebiet. Die Wege sind in gutem Zustand. Trotzdem müssen Menschen wie der Schreibende aufpassen wie ein „Häftlimacher“, dass ihnen ja kein Fehltritt passiert.
Danach machten wir uns auf den Weg nach South San Francisco, wo der Flughafen liegt und wir das Auto zurückgeben müssen, vorbei an den zahlreichen IT-Unternehmen, die sich im Laufe der Jahre im Silicon Valley angesiedelt haben. Naiv zu meinen, es handele sich dabei um ein Tal – vielmehr ist es eine grosse Ebene im Metropolitanraum San Francisco mit Unmengen Verkehr auf vielspurigen Autobahnen.
Jetzt bleibt uns noch das Packen, damit wir einigermassen organisiert die uns verbleibenden Tage in San Francisco geniessen können.
Ein „kleiner“ Ausflug gegen Süden – wir sind uns nun amerikanische Distanzen gewohnt – brachte uns nach Big Sur.
Die Strecke führte zuerst quer durch die Ebene bei der Monterey Bay. Hier werden Unmengen von Artischocken, Salat und anderen Gemüsen angepflanzt. Die Ebene zieht sich ca. 50 km einem mit grossen Dünen gesäumten Strand entlang.
Nach Monterey folgte dann die Steilküste mit Carmel und Big Sur. Die Ausblicke von der Küstenstraße sind immer wieder überwältigend. Felsenklippen, wechseln mit Sandstränden, Zedernhainen und Redwoods ab. Dazu schöne Berge und Grasflächen. Die Strasse, die sich nach Big Sur noch mehr als 100 km weiterzieht, wurde im Rahmen des New Deals in den dreißiger Jahren errichtet. Ihr Zweck ist ausschließlich der Tourismus.
Bei Big Sur liessen wir uns dann 2 Stunden am Strand nieder und genossen die Wärme und den Blick aufs Meer. Heute ist die Nebeldecke erstaunlicherweise sehr schnell verschwunden und der Wind wehte auch nur sachte. Dann ging es den gleichen Weg zurück nach Santa Cruz. Der kleine Ausflug war dann doch ca. 250 Kilometer lang…
Nach relativ kurzer Fahrt haben wir heute früh die Golden Gate Brücke erreicht. Der Spaziergang über die Brücke mir gutem Ausblick auf Alcatraz war beeindruckend. Hier wurde schon einiges Material verbaut!
Anschliessend fuhren wir gemächlich südwärts, weiter dem Highway 1 entlang. Es ist Samstag und reichlich viele Amerikaner haben die selbe Idee. Also Bumper to Bumper entlang der schroffen Küste vorbei an wunderschönen Stränden.
Wie es sich hier gehört, gewann dann so gegen 15 Uhr die Sonne kurz den Kampf gegen den Hochnebel. Vor Santa Cruz sonnten wir uns dann noch eine Stunde am Strand bei frischen 18 Grad. Kalifornien ist nun wirklich die kühlste Gegend unserer Reise.
Santa Cruz ist ein Städtchen, das stark auf Remmidemmi macht. Der historische Boardwalk hat vieles mit unserer Herbstmesse gemeinsam. So für einen Abendspaziergang war das aber ganz amüsant.
Gegessen haben wir Kalamari, Fisch und Jakobsmuscheln – die putzigen Kerle hätten uns sicher gerne Gesellschaft geleistet.
Auch heute Morgen sind Stimmung und Temperaturen hier in Sonoma herbstlich. Die Hochnebeldecke löst sich im Laufe des Tages auf und am Nachmittag herrschen milde 25 Grad. Bevor wir uns auf unsere Fahrt durch das Wine Country machen lassen wir unseren Wagen waschen. Nach all den Strapazen auf ungeteerten Bergstrassen hat er es wirklich nötig. Auch eine Innenreinigung wäre angezeigt, aber wir wollen‘s nicht übertreiben, schliesslich war das Vehikel auch nicht wirklich sauber als wir es in New Orleans übernahmen. Der Service ist übrigens tadellos; nach der maschinellen Trocknung erfolgte der Finish dann noch von Hand. Diese Art von Jobs wird hier zum grossen Teil von Latinos erledigt, deren Castellano einfacher zu verstehen ist als in Andalusien…
Das Sonoma Valley ist ein leicht gewelltes Hügelland, das sich eigentlich aus drei Unterregionen zusammensetzt, und sich durch viel Wald mit mediterranen Eichen auszeichnet. Die Rebflächen und Weingüter sind hier relativ bescheiden.
Nur eine kaum erkennbare Bodenerhebung trennt Sonoma von Napa. Das Napa Valley weitet sich gegen Süden aus. Die Wälder – häufig nur noch Baumgruppen – beschränken sich bald aus die immer ferneren Hügelzüge. Im Unterschied zu Sonoma, wo es doch noch einige Viehbestände und andere Landwirtschaftszonen gibt, ist hier die Rebe absolut dominant. Die einzelnen Rebflächen sind grösser als in Sonoma, die Weingüter pompös. Das Bild wird abgerundet durch zahlreiche Edelrestaurants und Nobelherbergen. Der Verkehr auf dem vierspurigen Highway ist deutlich intensiver als auf den schmalen und kurvigen Nebensträsschen des Sonoma-Hügellandes.
Was alles der Qualität der Napa-Gewächse keinerlei Abbruch tut. Der Sauvignon blanc – hier „Fumé blanc“ genannt, den ich mir gestern auf meiner Erkundigungstour zu Gemüte führte, irritierte mich anfänglich durch seine intensiven, nach Clementinen riechenden Geruch. Nach kurzer Belüftung schlürfte er sich dann ganz harmonisch, ohne die früher üblichen Eichenfassattacken.
Zum Abendessen – Pilzrisotto bzw. Lammschenkel (wer hat wohl was bestellt?) – genehmigten wir uns einen Barbera, dem etwas Syrah die schroffen Kanten schliff und seine Struktur stärkte. Über die Qualität des Cabernet Sauvignon als Schlummertrunk könnten wir uns nicht einigen – aber das wussten schon die Lateiner.
Eine herbstliche Stimmung erwartete uns heute früh vor dem Hotel. Alles feucht, grau und kühl, etwa so wie in der Schweiz im Oktober. Trotzdem die Fahrt auf dem Highway 1 der Küste entlang war sehr schön. Zedernalleen wechseln sich mit riesigen Eukalypten, vom Wind gepeitschten Gras-/Strauchlandschaften und einigen Mammutbaumwäldern ab. Dazu immer wieder schöne Blicke auf die schroffe Küste.
In Point Arena konnten wir den Fischern beim Entladen ihres Fangs zuschauen. Die Bonitos, ca. ein Meter lang und nahe verwandt mit Thunfischen und Makrelen, werden etwa 50 Meilen vor der Küste gefangen. Wir wurden gefragt, ob wir einen kaufen wollen, das Tier wäre sicher ganz frisch gewesen aber definitiv auch zu gross.
An vielen verschiedenen Blumen ging es weiter bis wir dann am Nachmittag in Sonoma eintrafen. Wieder von der Küste weg scheint die Sonne und es ist angenehm warm. Die Gegend erscheint sehr wohlhabend und gepflegt.
Das Sonoma ValleyWeinbaugebiet liegt zwar nahe bei Napa, aber schon in einem eigenen Tal. Sonoma gilt als Geburtsort des kalifornischen Weins. Begonnen hat es 1857 als ein ungarischer Soldat, enttäuscht durch die von Missionaren gekelterten Messweine, europäische Rebsorten anbaute und die noch heute existierende Bueno Vista Winery gründete. Duri ist schon mal im Appetenzmodus nach Trouvaillen unterwegs.